Arbeiter-Cordon-Bleu
Von Claudia am Jul 6, 2012 | In Partyfood, Fleisch, Sommer, BBQ & Grill
Wem in der Schweiz eine "Cervelat" begegnet, wundert sich zunächst. Das ist nämlich anders als in Deutschland kein Aufschnitt, sondern eine Art kleine Fleischwurst. Und die landet bei den Schweizern traditionell auf dem Grill.
Ich habe im Netz häufig die "Übersetzung" Bockwurst gefunden, doch ich finde, das passt nicht ganz. Ich finde sowohl von der Konsistenz als auch vom Geschmack her ist das eine Fleischwurst. Die Würste sind auch so dick wie Fleischwurst (ca. 4-5 cm Durchmesser) und ebenfalls leicht gepökelt. Deshalb war ich um so verwunderter, dass diese Dinger gegrillt werden. Oder grilliert, wie die Schweizer sagen. Gepökeltes hat eigentlich nichts auf dem Grill verloren, denn die Pökelsalze verwandeln sich in gesundheitsschädliche Nitrosamine. Wobei Grillen ja ohnehin nicht die gesündeste Form der Zubereitung ist, denn auch Gemüse und anderes Fleisch bekommen bei Rauchentwicklung (Benzpyrene!) ihre Portion Schadstoffe ab, die auf der Oberfläche haften bleiben. Doch ich will hier ja nicht gleich die Lust am Grillen vermiesen - dazu grille ich auch selbst nur zu gern.
Eine besondere Form der Cervelat ist das Arbeiter-Cordon-Bleu. Fleisch ist in der Schweiz sehr teuer und da ist das "Arbeiter-Cordon-Bleu" eine günstige Alternative zum Steak auf dem Grill. Es ist eine Cervelat gefüllt mit Käse und mit Speck umwickelt. Ich kann Ihnen sagen: Das ist feist. Danach braucht man nichts mehr.
In die Wurst wird ein Schlitz geschnitten. Dort hinein streicht man etwas nicht zu scharfen Senf, dann kommen ein paar Blättchen Thymian hinein. Und dann eine kleine Scheibe Käse (Emmentaler oder Gruyere). Dann umwickelt man die Cervelat fest mit Bacon.
So legt man die Würste auf den Grill und grillt sie bei direkter Hitze, also über den Kohlen. Die Cervelats platzen dabei auf und ein wenig Käse läuft hinaus. Das gehört so.
Ein paar Bissen davon sind durchaus lecker. Weil die Cervelat aber sehr mächtig ist, mag ich davon keine ganze essen. Da gibt es für mich doch netteres Grillgut, das man auf den Grill legen kann. Z.B. ein Steak oder eine normale Kalbsbratwurst. Die Tradition kann man sicher verstehen, wenn man weiss, dass viele Schweizer Kindheitserinnerungen mit dieser Wurst verbinden. Sie wird an den Enden kreuzweise eingeschnitten und an Stöcken über dem Lagerfeuer gegrillt. Die sehen sehr hübsch aus.
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14 Kommentare


Übrigens: Als in Baden Aufgewachsene muss ich dem Vergleich Cervelat/Fleischwurst zustimmen. Ich kann mich nämlich erinnern, als Kind immer "nur" Cervelat gekauft zu haben. Fleischwurst ist mir erst in Berlin begegnet.





das ist ja mal ein schönes Rezept, hab ich bisher so noch nicht gekannt. Das werd ich demnächst mal an meinem Imbiss anbieten. Und dann bekommst Du noch mal Feedback!
Grüße vom Grill!
Stefan

Bei uns ist das Fleisch Gott sei dank nicht ganz so teuer wie in der Schweiz, so dass ich insgesamt lieber zu einem guten Stück Rumpsteak greifen würde, aber als Bratwurst-Ersatz wäre es mal nett.





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