Märkte wie Borough Market sind für Foodies natürlich ein Traum, spiegeln aber nur bedingt das britische Einkaufsverhalten wider. Ich begebe mich im Ausland deshalb gern in Supermärkte. Was bei kurzen Aufenthalten in Großstädten wie London einigermaßen erschwert wird, denn die großen Ketten finden sich nun mal nicht vis-a-vis des Hyde Parks, neben dem Buckingham Palace oder auf dem Trafalagar Square. Auch die direkte Anbindung an die Tube ist eher Wunschdenken der neugierigen Touristin. Sehr nützlich: ein Leihwagen. Über die Internetseiten der Supermärkte lassen sich Filialen in der Nähe dann leicht finden.

Nun habe ich den Aufenthalt nicht nur in Supermärkten verbracht und die Zeit reichte leider auch nicht, alle großen Ketten zu erkunden, aber immerhin bekam ich einen kleinen Einblick. Erste Anlaufstelle war eine kleine Sainsbury's Filiale im Innenstadtbereich. Aber eben nur eine kleine Filiale und mit deutlich höheren Preisen wie ich später herausfinden sollte.

Die nächste Filiale, die ich ansteuerte, lag südlich von Tooting Bec, wo meine Bed&Breakfast-Unterkunft lag. Als erstes fielen mir die langen Kühlregale mit Fertiggerichten auf. In solch großen Mengen habe ich das bislang nicht gesehen. Das Spektrum reichte von ganzen Fertigmenüs bis zu Tetrapacks mit "Leek & Potatoe". Ich ordne das in die Convenience-Ecke und überlege, ob das vielleicht für Gratins oder Suppen gedacht ist. Auch frisches Tomatenpüree im Tetrapack scheint im Kühlregal auf die Verwendung als Sauce oder Suppe zu warten. Insgesamt verwirren mich die Angebote ein wenig und ich muss rechnen. Anders als in Deutschland gibt es Angebote wie "Nimm zwei und zahl nur wenig mehr als für einen" nicht, bei anderen Angeboten wird hervorgehoben, wieviel man sparen kann.

Was mir ebenfalls auffällt: Es gibt recht viele Mehlsorten, die ein Supermarkt von vergleichbarer Größe hier in Deutschland nicht vorweisen kann. Gleiches gilt für Zucker. Ich habe bislang nirgendwo eine größere Auswahl an braunen Zuckern in den unterschiedlichsten Schattierungen gesehen. In meinen Einkaufskorb wanderten "Light Muscovado - Unrefined Cane Sugar" und "Natural Molasses Sugar" für 78 bzw. 67 Pence. Mir fällt sofort ein, dass die Vollkornbrötchen von neulich im Originalrezept nach "Molasses" begehrten. Ich hatte das einfach mal mit Malzextrakt (flüssig) versucht ...

Au?erdem günstig und anders als in Deutschland nicht in kleinen Einzelbeuteln: Baking Powder und Baking Soda, Backpulver und Natron. Die Dose ist mit jeweils 37 Pence günstig. Nehme ich mit, weil sie meinem Zutatenbord zu ein wenig Internationalität verhelfen ... Ich staune, wie günstig die kleinen Papier-Muffin-Förmchen sind: 37 Pence für 100 St?ck. Nehme ich natürlich mit, zumal die Dinger ja nix wiegen. Auf Wunsch kaufe ich auch noch Cadbury-Schokolade als Mitbringsel ein. Ich selbst mag die überhaupt nicht.

Eine große Auswahl auch an Shortbread in allen Variationen, auch in Bioqualität. Ich nehme Short Bread Fingers mit, einmal auch zum Verschenken in "Organic"-Qualität. Dazu Shortbread-Taler mit Ingwer. Die hatte mir meine B&B-Wirtin angeboten als ich morgens vom Flughafen ankam. Sehr aufmerksam und die Ingwernote zum Shortbread gefiel mir. Dazu muss ich mir unbedingt Milch genehmigen. Ich greife zur Halbliter-Packung "Organic", die tatsächlich besser schmeckt als die "normale" Milch vom Vortag. Apropos Halbliter-Packung: Das gar kein halber Liter, sondern 1 pint und somit genau 568 ml nach dem Imperial System. Nach dem United States customary units wäre 1 pint 473 ml. Netterweise ist auf der Plastikflasche auch die Milliliter-Angabe: 568 ml.

Ebenfalls in meinen Einkaufskorb wanderte Maldon Sea Salt. Diese britischen Meersalz-Flocken sind natürlich auf der Insel günstiger als in Deutschland. Ein Klassiker, an dem ich natürlich nicht vorbeigehen kann: Coleman's Mustard in der markanten Blechbüchse. Aber halt, die gemahlenen Senfkörner habe ich ja später bei Waitrose gekauft, der zweite Supermarkt, den ich mir angeschaut habe.

Waitrose wirkt auf mich einen Tick "besser" als Sainsbury's, das kann allerdings auch daran liegen, dass die Preise hier etwas höher sind. Die Gemüse- und Obstabteilung wirkt auf mich außerdem etwas vielfältiger. Bei Waitrose entdecke ich dann auch Dulce de leche. Muss ich haben, auch wenn die Gläser verdammt schwer wiegen und ich schon sehe, wie ich kaputte Gläser aus dem Koffer hole und die ganze Schmatze aus dem Trolley entferne. Ging aber alles gut.

Als Snack für abends ein Muss für mich: Walkers Crisps "Salt & Vinegar". Ich liebe sie und sie sind hier immer so schwer zu bekommen.

Nicht aus dem Supermarkt, aber auf dem Foto: Im Spice Shop, gegen?ber von Books for Cooks, habe ich einen Beutel Raz-el-Hanout erstanden. Ist hier noch nicht sooo leicht zu bekommen - und wenn ich schon mal da bin ... Außerdem: Piment d'Espelette gibt's dort als ganze getrocknete Schoten. Eine muss mit. Auch sie hat den Koffer unbeschadet überstanden.

Zurück in Hamburg habe ich mich bei meiner ehemaligen britischen Mitwohnerin, die ich leider nicht in London treffen konnte, nach Superm?rkten erkundet. Mich interessierte das Preisgefälle der Supermärkte. Folgende Antwort bekam ich:

"Waitrose is my favourite supermarket but it is pricey! I think in order of expense it is Waitrose, Somerfield, Sainsburys, Tesco, Asda, Morrsions, Lidl (which you must be familiar with!). [...] I think Tesco has an almost complete monopoly over people's money."

Ich selbst bin an mehreren Tesco-Filialen vorbeigefahren, es war allerdings immer schrecklich voll, so dass ich mich dort nicht auf Parkplatzsuche machen wollte. Das Lenkrad auf der "Beifahrerseite" ist eben doch eine Herausforderung bei der Parkplatzsuche ;-) Morrisons war leider nicht in der N?he, Lidl, Asda und Somerfield sind mir ebenfalls nicht begegnet. Zu gern hätte ich mich noch ein wenig an den lokalen Käsesorten gütlich getan, dieses oder jenes auch gern mit nach Hause genommen. Mangels Kühlung ein frommer Wunsch. Ich stelle mir gerade den Stilton oder Wensleydale ("Everybody knows the moon is made of cheese" - Na, wer hat's gesagt?) im Handgepäck vor. Oder wird der wegen Terrorgefahr gleich bei der Sicherheitskontrolle aussortiert? Hach, ich würde gern einmal länger auf der Insel verweilen und mich ganz regulär durch das Lebensmittelangebot von Märkten, Spezialläden und Supermärkten futtern. So bleibt der Eindruck oberflächlich und touristisch ...

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