Der der kleine Laden in Notting Hill, nur 50 m von der Portobello Road entfernt, ist das Mekka für Kochbuch-Sammler. Bereits 1983, als Kochbücher in normalen Buchläden noch in kleinen Ecken ihr Dasein fristeten, öffnete der Shop. Klar, dass ich an diesem Buchladen bei einem London-Aufenthalt nicht drum herum gekommen bin.

Der Laden ist sehr eng und auch gegen Mittag recht gut besucht. Auf dem roten Sofa in der Mitte hat sich eine ältere Frau mit mehreren Kochbüchern breit gemacht und schmöckert. Im hinteren Teil des Ladens herrscht in dem kleinen Café geschäftiges Treiben. Dort werden n?mlich täglich Rezepte aus Kochbüchern nachgekocht. Leider war es bei meiner Ankunft schon 14:00 Uhr und so waren die Speisen auf der Karte bereits ausgestrichen. Kuchen hätte ich noch bekommen können, doch danach stand mir nicht der Sinn.

Die Auswahl an Kochbüchern ist enorm, die Bücher sind nach Themen geordnet. Schwerpunkt liegt auf britischen Kochbüchern, aber auch amerikanische Bücher finden sich, gerade wenn es sich um Standardwerke und Klassiker wie beispielsweise "The Bread Bible", "Baking with Julia" oder "The Bread Baker's Apprentice" handelt.

Ich suchte nach Daniel Leaders neuem Buch "Panini", wurde aber nicht fündig. Ich fragte nach, bekam dann die Antwort, dass sie das Buch nicht hätten. Der Vorschlag, das Buch zu bestellen kam dann allerdings nicht. Das verwunderte mich ob des Anspruchs, der in dem Buch "Favourite Recipes 1,2 & 3 Books for Cooks" steht: [...] "her readiness to track down a wanted book from whatever corner of the globe it came and then to dispatch the book to whatever corner of the globe form which it was requested, soon earned the store a large international clientele." Sicherlich hat sich durch amazon & co. eine Menge im Buchgeschäft geändert ...

In Großbritannien gibt es keine Buchpreisbindung. Die Preis liegen in dem Laden bei den Empfehlungen der Verlage. Insgesamt sind Kochbücher in GB nach meinem Empfinden teurer, aber ich bin mir sehr wohl bewusst, dass die Verlage sich in Deutschland bisweilen ruinöse Preiskämpfe geliefert haben. In den letzten 2-4 Jahren habe ich aber auch dort eine Art Konsolidierung der Preise festgestellt.

Ein Buch, das in mein Besitz überwechselt ist allerdings ein Pfund g?nstiger als der Verlagspreis vorsieht. Das Stöbern bei Books for Cooks hat Spaß gemacht. Verglichen mit "Kochlust" in Berlin hat Books for Cooks eine gr??ere Auswahl und wiederum mehr Charme. Die Bedienung und das Fachsimpeln ist aber eher in Berlin möglich, wo eine ehemalige Konditorin auch mal ihre persönlichen Favoriten empfiehlt. Das Books for Cooks ist ein Stück weit unpersönlicher - was wahrscheinlich mit der enormen Popularität einhergeht.

Einen Tag später in der Charing Cross Road, der Einkaufsstraße für Bibiliophile. Ich stoppe bei "Foyles" und frage mich nach der Kochbuchabteilung durch. Die liegt versteckt und erst im Untergeschoss ausgewiesen in einer Ecke. Eine große Kochbuchecke mit einigen Tischen preiswerter Ware, wie man sie auch bei uns findet. Daneben aber auch jede Menge Fachbücher für die Koch-Ausbildung, Bücher von Sterneköchen und viele Standardwerke, auch aus den Vereinigten Staaten.

Ich entdecke dort "Moro East" von Sam & Sam Clark - als signierte Erstausgabe. Da kann ich nicht wiederstehen. Preislich hält sich der große Buchhändler in weiten Teilen an die Verlagspreise, bei einigen B?cher prangt ein Schild "2 Pounds off". Das Buch, das ich zuvor bei Books for cooks erstanden hatte, kostet dort 1 Pfund mehr. Mich überrascht, dass die Preise in dem großen Buchladen nur selten unter den Verlagspreisen liegen. Der spätere Vergleich mit Amazon.co.uk zeigt: Das 25,- GBP teure Buch kostet dort nur 14,95 GBP. Ehrlich gesagt ein Preis, bei dem ich nicht gezögert und im Internet bestellt hätte. In diesem speziellen Fall bereue ich es aber nicht, weil ich immerhin die Autogramme der Autoren habe. Ich hätte ohnehin nicht bestellen k?nnen, dafür war mein Aufenthalt zu kurz. Wer aber clever plant und mit den Gastgebern abspricht, dass man gern etwas bestellen möchte, kann durchaus Geld sparen. Für mich persönlich ist das Internet eine der größten Veränderungen im B?chermarkt.

Klar, Books for Cooks hat eindeutig mehr Charme und evtl. ein paar mehr Bücher und ältere Ausgaben (allerdings angestoßene), die man in anderen Läden nicht mehr bekommt. Eine große Auswahl bietet in London aber auch Foyles oder andere große Buchhändler.