Sahne-Meerrettich
Von Claudia am Jan 4, 2009 | In Partyfood, Vegetarisches, Tipps & Tricks, Saucen, Selbstgemachtes

Sahne-Meerrettich gehörte für mich eigentlich immer zu den Dingen, die man im Glas kaufte. Beziehungsweise den Grundstoff, den geriebenen Meerrettich. Als ich kürzlich mal wieder einen Blick auf die Zutatenliste eines Sahnemeerrettichs aus industrieller Produktion warf, war klar, dass ich Sahne-Meerrettich lieber selbst machen möchte.
Die Zutaten waren ein bunter Mix mit allerlei Hilfsmitteln:
Meerrettich, pflanzliches Öl, Wasser, Schlagsahne (10%), Branntweinessig, Zucker, Molkenerzeugnis, Salz, Verdickungsmittel Guarkernmehl und Xanthan, Säuerungsmittel Citronensäure, Antioxidationsmittel Natriummetabisulfit, Farbstoff Titandioxid, Aroma
Das mag ja alles notwendig sein, um das Produkt ansprechend und haltbar zu gestalten. Aber braucht man das wirklich alles? Vor allem die Zutat "Aroma" fand ich erschreckend, wo doch der Meerrettich selbst so aromatisch ist.
Meerrettichwurzeln gibt es momentan selbst in normalen Supermärkten wie rewe oder toom. Kilopreis 4,99 Euro - meine Wurzel wog ca. 300 g. Wer nicht die ganze Wurzel benötigt kann die Meerrettichwurzel auch in Erde einbuddeln, vorzugsweise im frostfreien Gewächshaus. Aber wer hat das schon. Für mich praktikabel: Meerrettich reiben und portionsweise einfrieren.
Wie man auf dem Bild an der Wurzel sehen kann, war sie relativ holzig. Die Beschwerden beim Reiben hielten sich aber in Grenzen. Grundsätzlich gilt: Je feiner man den Meerrettich reibt, desto intensiver - und somit schärfer - wird er. Das liegt daran, dass sich das scharfe Allylisothiocyanat beim Verletzen (also Schneiden oder Reiben) des Meerrettichs bildet. Es ist übrigens auch ein mutagenes Insektengift und wird zur Synthese von Kampfstoffen eingesetzt. Je feiner man nun den Meerrettich reibt, desto mehr Zellen verletzt man und desto mehr Allylisothiocyanat wird freigesetzt.
Damit Ihr Sahnemeerrettich nun kein Kampfstoff wird, gebe ich hier keine genauen Mengen an, man sollte selbst probieren. Jeder hat eine andere Grenze, bei der "scharf" noch als angenehm empfunden wird.
Mein Rezept für Sahne-Meerrettich enthält:
geschlagene (natürlich ungesüßte) Sahne
geriebenen Meerrettich
etwas Salz
eine Prise Zucker
einen Mini-Spritzer Zitronensaft
Die Zutaten verrührt man einfach und schmeckt den Sahnemeerrettich ab. Er darf ja ruhig scharf schmecken, eventuell auch schärfer als man ihn pur als lecker empfindet. Er wird ja, ähnlich wie Senf, nur in kleinen Mengen gegessen - und nicht löffelweise.
Sehr lecker schmeckt Sahnemeerrettich zu Räucherfisch, ganz klassisch natürlich zu geräuchertem Lachs, aber auch zu gekochtem Rindfleisch und Bratenaufschnitt.
Ebenfalls lecker zu Bratenaufschnitt: Nigella Lawsons Rote-Bete-Meerrettich-Sauce.
21 Kommentare


Zumindest ist das hier in Unterfranken so, wo Leberknödelsuppe, darin gegartes Rindfleisch mit Kren (Meerrettich) und Nudeln bzw. Kartoffelgemüse als "fränkisches Hochzeitsessen" gilt und heute Mittag bei meiner Mutter auf dem Tisch stand :-)


ja es ist erschreckend, was man bei "Basislebensmitteln" so an Zusatzstoffen auf der Cocktailliste findet :(
Selbst im Bioladen ist dann noch Ascorbinsäure und Guarkernmehl drin.
Deine Beiträge helfen dabei, sich dessen bewusst zu werden, vielen Dank!


Mir wurde zu Weihnachten ein sehr leckere andere Variante serviert für die geräucherten Forellenfilets: Merrettich an Quark mit etwas Sahne und Limette, sehr fein!

@Eva: Ja, die Schrank existiert oft nur im Kopf. Und Gewohnheit ist oft hartnäckiger als einem lieb ist ...
@creezy: Ok, vorher einfrieren. Probiere ich beim nächsten Mal aus. Danke für den Tipp!


Schöner und interessanter Artikel.

Schon die Mengenangaben auf der Packung machen mich stutzig: Wenn der Hauptanteil durch Sonnenblumenöl und Sonnenblumenkerne gebildet wird, und nur 15 Prozent der Masse aus Auberginen bestehen, dann ist das nicht mehr als ein aromatisierter Sonnenblumbrei. Auch wenn alle weiteren aromatisierenden Zutaten ökologisch hergestellt werden, so verwässen Sie doch das Geschmacksbild geradezu.



Im Frühjahr entnahm ich bisher etwas Wurzel zum Essen.
Aber jetzt im Winter selbstgemachten Meerrettich ohne Schwefel !
Reicht schon, wenn er im Wein vorkommt ;-)



Ich liebe deine Seite und "esse oft mit den Augen", da es so viele tolle Rezepte und so wenig Zeit gibt.

Meerrettich reiben (ein Spaß für Masochisten ;-) )
ein Teelöffel Zitronensaft zugeben
Sahne schlagen und süßen
die geschlagene Sahne unter den Meerrettich heben.
PS: Du kannst deinen Rest im Garten in einer Ecke einpflanzen --- dann hast du immer frischen. Aber Vorsicht, wenn Du ihn frisch aus dem Garten holst, dann ist er viel, viel schärfer als wenn er ein paar Tage im Laden gelagert wurde.

Die Lagermöglichkeit für Meerrettich gefällt mir. Hoffe, ich habe bald einen Garten ...

mich würde interessieren, wie lange sich der frische Sahne-Meerrettich, in einem verschlossenen Glas zum Beispiel, im Kühlschrank hält?
Viele Grüße



Ich stelle meinen "Sahnemeerettich"-Familientradition aus Schlesien, schon immer selber her.
Dazu braucht man keine Kaufhalle.
Die Wurzeln findet man auf vielen Feuchtwiesen und sie ist durch ihre gr0ßen Blätter leicht zu erkennen und zu finden. Ein guter Spaten reicht. Die Reste in einen Eimer feuchten Sand in den Keller und man hat den ganzen Winter Vorrat. Die kleinsten Wurzeln wachsen, wenn mann sie in den Boden legt in tiefgründiger Erde in jedem Garten.
Ein Vorschlag- mit etwas geriebenem Apfel und oder Kafesahne wird er milder.

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