Fliederbeeren entsaften
Von Claudia am Sep 17, 2006 | In Ans Eingemachte, Norddeutsches, Getränke
Das Wochenende wurde mir kulinarisch durch einen Sonnenstich vom Freitag verleidet. Einigermaßen noch geschwächt und mit heißem Kopf ging es dann aber doch in einen Knick vor den Toren der Stadt zum Fliederbeerenpflücken. Wohlwissend, dass der Name "Fliederbeeren" für die Holunderbeeren zwar botanisch falsch, aber norddeutsch korrekt ist ...
Bei Küchenlatein war schon von einem Knick, der typischen Feldbegrenzung, zu lesen. Auch in "unserem" Knick gab es einiges zu sehen. Schöne Brombeeren waren leider Fehlanzeige, die Früchte an den Büschen waren noch nicht reif und überhaupt waren nur sehr wenige vorhanden. Im Vorbeigehen kostete ich einige Schlehen, die zwar bitter waren, aber durch reichlich Sonne dennoch süß. Meinen Tagesbedarf an Vitamin C dürfte ich mit den paar Beeren jedenfalls gedeckt haben. Außerdem wanderten noch einige Hagebutten in eine kleine Tüte.
Die Fliederbeeren (botnisch gesehen natürlich Holunderbeeren) waren unterschiedliche weit entwickelt. An einigen Sträuchern hingen pralle reife Früchte, an anderen war fast alles noch grün, an anderen wiederum hingen reife, unreife und bereits vertrocknete Beeren nebeneinander. So ließen wir einige Sträucher links liegen.
Die Ausbeute war dann mehr als zufriedenstellend. Zuhause habe ich die Beeren kurz gewaschen, bevor ich sie von den groben Zweigen befreite und in meinen Dampfentsafter gab. Und das war die eigentlich Arbeit! Die Arbeit ist zwar nicht schwer, aber gefährlich, da man die ganze Zeit mit heißem Saft und heißem Dampf hantiert. Ich empfehle, die Beeren in der Badewanne zu waschen. Ich habe sie dazu in der großen Plastiktüte belassen, in der sie gesammelt wurden. In den Boden zwei, drei Löcher und dann ordentlich abbrausen. Auch wenn man alles ganz vorsichtig macht, wird hinterher, nachdem man die groben Stile entfernt hat, das ganze Badezimmer Spuren von Fliederbeeren aufweisen. Kurznotiz am Rande: Wer Fliederbeeren sammeln möchte, sollte keine Angst vor Spinnen haben. Die bringt man zuhauf mit nach Hause.
Beim Entsaften muss man gelegentlich Wasser in den Topf geben, denn das verdampft recht schnell. Am besten geht das zu zweit, denn die Gefahr, sich am heißen Wasserdampf zu verbrennen, ist groß. Wenn man das alleine macht, sollte man ausreichend Platz auf der Herdplatte daneben lassen, so dass man eine Ausweichmöglichkeit hat.
Die erste Flasche Saft gieße ich immer wieder in den Entsafter zurück, da sie erfahrungsgemäß keinen 100%igen Saft liefert. Die Flaschen habe ich diesmal vorher 10 Minuten bei 100 Grad C im Dampfgarer sterilisiert, die Verschlüsse mit kochendem Wasser überbrüht. Man sollte dabei alte Klamotten anziehen, olle Küchenhandschuhe oder Topflappen bereithalten und auch die Handtücher sollten nicht unbedingt die besten sein. Lange Ärmel sind von Vorteil, da wie bereits erwähnt, das Verbrührisiko groß ist, insbesondere, wenn man ohne weitere helfende Hände entsaftet.
Ich habe hier jetzt gut 16 Flaschen mit Saft stehen (0,5 und 0,7 l), ein Teil davon geht an meinen Mitsammler. Die ganze Arbeit wird vergessen sein, wenn die erste Fliederbeersuppe mit Mehlklüten gekocht ist.
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6 Kommentare
Hallo Claudia, ich war heute auch beim "Holler" sammeln, wie man in Bayern sagt. Aus den Beeren m?chte ich Hollermarmelade (bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr) und Hollersirup machen. Mit einem Dampfentsafter habe ich leider keinerlei Erfahrung.
Hallo Claudia, machst Du die Marmelade denn aus den ganzen Beeren? Mich w?rden die Kerne st?ren. Mit "Holler"-Marmelade habe wiederum ich keine Erfahrung.
Hallo Claudia, ja, ich mache die Marmelade aus ganzen Beeren, die Kerne st?ren uns nicht. Eigentlich wollte ich die kostbaren Beeren (was jeder weiss, der mal 5kg Hollerbeeren abgerebelt hat!) noch mit Apfel mischen, aber mein S??er wollte die Marmelade pur. Ich habe soeben auch entsaftet - allerdings mit dem Schnellkochtopf - das ging erstaunlich gut. 2kg Hollerbeeren habe ich f?r Marmelade angesetzt, 2 kg habe ich f?r Sirup und Lik?r entsaftet und 1kg verwende ich f?r "Hollerkoch" zum Einmachen mit Birnen nach einem Witzigmann-Rezept.
Schade, dass ich dem Artikel überhaupt nicht das entnehmen kann, was im Tiltel steht, nämlich wie man Fliederbeeren entsaftet.
@Silke: Das hier ist die Beschreibung für den Dampfentsafter. Wer so ein Gerät hat, kann gar nichts falsch machen: In das untere Teil gibt man Wasser, der Topf steht auf dem Herd und wird erhitzt. Das Wasser kocht und erzeugt Dampf. Oben sind die Früchte, die durch den Dampf platzen und ihren Saft abgeben. Der Saft tropft durch das Sieb und wird von der "Saftschale" aufgefangen, durch den Schlauch fließt dann der Saft. Das Gerät erklärt sich eigentlich von selbst.
Im normalen Kochtopf ist das Prozedere komplizierter. Dort setzt man die Beeren am besten mit etwas Wasser auf und kocht die Beeren auf. Das ganze gibt man dann durch ein sehr feines Sieb. Das ist mir persönlich aber zu viel Schweinkram und für große Mengen Fliederbeeren nicht geeignet.
bei mir hat sich der Spül- und Putzaufwand erheblich reduziert, seit ich einen 'Fruchtpressvorsatz' für meine Jupiter-Getreidemühle habe. Also praktisch ein elektrisches Passiersieb. Beeren zuppel ich trotzdem noch ab, koch sie einmal kurz auf, damit sich die Farbe schön löst und jage sie dann durch die Maschine. Ergebnis ist eine Kern- und Schalenfreie Fruchtpulpe, die man einfrieren, einachen oder zu Marmelade verarbeiten kann. Ich mische sie meist mit frisch gepresstem Apfelmost und koche dann Marmelade. Geht viel schneller als mit dem Dampfentsafter und kostet auch weniger Energie.
Die Einzelteile der Presse lassen sich so auseinandernehmen, dass man sie ganz bequem spülen kann - was man vom manuellen Passiersieb nicht behaupten kann.
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