Spoon von Alain Ducasse in Paris
Von Claudia am Mär 12, 2010 | In Restaurants
Bei meinem Paris-Aufenthalt vor knapp einem Monat sollte es zum Schluss noch ein kleines Highlight zur Mittagszeit geben: im Restaurant Spoon von Alain Ducasse.
Gerade die besseren Restaurants lohnen einen Besuch zur Mittagszeit, weil man um diese Zeit meist Preis-werte Gerichte bekommt. Damit lockt auch das Spoon von Alain Ducasse, das unter dem Motto "simple, sain, nature" steht. Mit diesem Restaurantkonzept hat Ducasse Restaurants in Mauritius, Hongkong und St. Tropez. Für 33 Euro gibt es mittags "Bento Dej'" ein "Menu réalisé selon le choix du Chef". Dazu gehören 2 Entrées, 1 Hauptgericht und ein Dessert.
Das Restaurant ist modern und etwas unterkühlt eingerichtet, Touristen speisen hier zur Mittagszeit nicht, hier treffen sich vor allem Business-Leute. Gegen 13 Uhr ist es proppenvoll, doch die Brigade an wuseligen Kellnern schafft das mühelos.
Während wir warten erblicke ich den Meister höchst persönlich. Alain Ducasse spricht mit 2 Geschäftsleuten, ist sichtlich gut gelaunt. Dann kommt ein Herr mit Sonnenbrille herein, Monsieur Ducasse genehmigt sich ein Glas Wein und setzt sich zu dem Freund und wird im Verlauf unseres Mittagsmahles auch etwas essen.
Vorweg gibt es für uns ein kleines Tablett mit 8 verschiedenen Dips (condiments), dazu frisches Brot und eine Art Blini. Diese Dips waren recht farbenfroh, doch bei keinem wäre mir der Begriff lecker über die Lippen gekommen. In Biolek'scher Manier konnte ich mir ein "interessant" abringen.
Dann kommt schon unsere "Bento-Box" mit den 4 Gerichten. Wir fangen unten rechts mit der Weizensuppe (Soupe passée de blé kamut liée de sarrazin (Tippfehler? sarrasin wäre Buchweizen), faisselle poivre/sel) an, die auch regulär für 10 Euro auf der Karte steht. Diese Suppe entlockt weder mir noch meiner Begleitung ein "interessant". Wir sind uns einig: da fehlt Salz. Wer immer diese Suppe gekocht hat, er/sie hat sie nicht probiert.
Rechts neben der Suppe dann eine kleine Offenbahrung: "Poisson de petite pêche en ceviche citron/croûtons/petites câpres" Auf Nachfrage erfahren wir, dass diese Ceviche (roher Fisch, der durch Zugabe von Zitronensaft gegart wird) von einer Dorade ist. Zitronig, leichte salzige Note von den Kapern, knusprige Croutons und frischer Fisch - sehr harmonisch von den Aromen und den unterschiedlichen Texturen.
Dann der Hauptgang: Ein Kürbisflan, oben drauf Kalbsgeschnetzeltes mit kleinen Pariser Champginons. Der Kürbisflan langweilig, kaum gesalzen, kaum würzt. Das Geschnetzelte hingegen zumindest gesalzen, aber auch nicht sonderlich mit Kräutern oder Gewürzen abgeschmeckt. Ich verbuche es unter dem Schlagwort "nature" aus dem Restaurant-Claim.
Der Nachtisch: Apple Crumble mit Crême fraîche. Hätte man auch als Crumble mit etwas Apfel bezeichnen können. Die Crumbleschicht hat einen feinen, dominierenden Buttergeschmack, ist aber so unendlich süß, dass die Streuselmasse an den Zähnen klebt. Da kommt kein Apfel gegen an. Die Crème fraîche dazu ist nature - das hätte ich ebenfalls so gemacht. Nein, Potenzial zum Lieblings-Crumble hätte dieser Nachtisch sicherlich nicht.
Uns fällt auf, dass kein anderer Gast während unseres Aufenthalts das Mittagsmenü gewählt hat. Lediglich das Paar neben uns, fragt den Kellner interessiert, was wir bestellt haben, entschließt sich dann aber für A-la-Carte-Gerichte.
Zum Abschluss gibt es noch Gebäck: Äußerst leckere Haselnuss-Stangen, die mich für die entgangene Dessert-Freude entschädigen.
Als wir gehen, sitzt Monsieur Ducasse immer noch bei seinem Freund und dehnt die Mittagspause aus. Er scheint sich sehr wohl zu fühlen.
Das Mittagsmenü war von der Menge her insgesamt gut portioniert, vom Geschmack her - bis auf die Ceviche - eine ziemliche Enttäuschung. Mit 2 Gerichten von der regulären Karte wäre man hier deutlich besser gefahren. Trotzdem: Es war eine Erfahrung wert - und wann speist man schon mal in direkter Nähe zu einem der höchst-dekorierten Köche der Welt?
Spoon
12, rue Marignan
75008 Paris
M° : Franklin Roosevelt - Parking Marbeuf
Tél : +33 (0) 1 40 76 34 44
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Nature : Simple, sain et bon - sein neustes Buch, das diesmal nicht die Haute Cuisine zum Thema hat. Sehr charmant gemacht.
Grand Livre de Cuisine: Desserts und Patisserie: 2 - wahrlich meisterliche Desserts. Knusperblätter mit Beeren habe ich daraus nachgebacken.
Grand Livre de Cuisine: Die Mediterrane Küche: 3
Ducasse ganz einfach dank Sophie Die populäre frz. Kochbuchautorin vereinfacht die Sterneküche.
4 Kommentare
ich wollte gerade meine Empfehlung posten, aber Dein Spam Filter lässt mich nicht :-(
Gruß
Airportibo
Hmmm, merkwürdig. Tut mir leid - klar, einige "unanständige" Wörter sind im Spamfilter, aber manchmal kann ich mir das auch nicht erklären.
"zu wenig Salz" - Dieses Kommentar wundert mich nicht, wenn es von deutschen Gourmets kommt. Überall in Deutschland - in Bayern besodners - wird viel zu viel gesalzen.
Das kann man oft kaum essen, wenn man anders gewöhnt ist. Salz tötet den Geschmack. Und wirlich zu wenig Salz ist schnell repariert. Jeder kann nachsalzen. Guten Appetit!
@Kiermer: Ich bin bei Salz sehr empfindlich, um so erstaunlicher, dass ich mich überhaupt über "zu wenig Salz" beschwere. Aber den Unterschied zwischen "abgeschmeckt" und "nicht abgeschmeckt" behaupte ich zu erkennen. Zumal auf diesem Niveau ein solcher Mängeln nicht auftreten sollte.
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