Crema di Balsamico - die Wunderwaffe?
Von Claudia am Jul 25, 2008 | In News, New Food
Ich mag Crema di Balsamico. Ich habe den sirupartig eingekochten Essig sogar schon selbst hergestellt. Und es gibt in der Tat viele Möglichkeiten, Crema di Balsamico zu verwenden. Aber wie das immer so schön ist: Sobald sich etwas etabliert hat und bis in das letzte Dorfgasthaus gelangt ist, kommt man ganz schnell in den Bereich des Missbrauchs. In den letzten Wochen war ich häufig in Restaurants essen. Und es gab nur ein Restaurant, das die Crema nur dort einsetzte, wo sie auch hinpasste. Aber der Reihe nach ...
Zu Boudin mit Kartoffelstampf und Apfelkren - ok, da ging die Crema noch durch, auch wenn ich sie in Kombination mit dem Meerrettich nicht gebraucht h?tte - ein Grenzfall. Als dann aber die Lammhüfte mit Spinat auf dem Teller lag und das Ganze mit Balsamico-Kritzelei verziert war, stieß es mir schon sauer auf.
Im nächsten Restaurant kam zun?chst mein Pastagericht mit Tomaten und Garnelen ebenfalls mit dicken Kringeln des Sirups daher, später auch die Rohmilch-Käseplatte mit klecksigen Balsamico-Spuren. Wobei die Kleckse auf der Käseplatte noch meine Gnade gefunden hätten.
In einem weiteren Restaurant fand ich die Crema dann unerwartet auf meinem Parfait aus weißer Schokolade auf dem Dessertteller. Bekomme ich demnächst auch Currywurst mit Pommes mit der Crema? Selbst in besseren Lebensmittelgeschäften wartet bereits eine ganze Armada an Crema di Balsamico mit Mango, mit Cassis, mit Hastenichtgesehen auf den Breitbandeinsatz in der Küche. Ich orakel mal: Das schlimmste haben wir noch nicht überstanden.
Liebe Küche, ich freue mich immer über Kreativität auf dem Teller. Aber bitte nur da, wo es auch wirklich passt. Probiert Ihr Euer Essen eigentlich noch? Eine säuerliche Essig-Note hier und da - gern! Aber nicht auf jedem Teller, denn zuviel sauer macht nicht lustig! Und wenn es Eure künstlerischen Ambitionen noch so sehr fordern: L'art pour l'art hat auf dem Teller nix zu suchen!
9 Kommentare

Mir fiel es allein im Freundeskreis schon auf und denke, dass die Crema momentan eine Phase durchmacht... genauso wie Pesto und Mango Chutney eine zeitlang gern ?berall auf und an den Tellern war. Ich glaub, der Reiz liegt an der Flasche: so denkt jeder, er braucht einfach durch drauf dr?cken und kann elegant Schleifen und Wellen ziehen, wie all die Sternk?che.
Eine Bekannte meinte auch neulich zu mir, sie mache die Crema einfach so auf den Salat, als ich ihr erz?hlte, ich erg?nze mein Salatdressing durch den Sirup zus?tzlich. Ob ich denn verr?ckt sei...
In diesem Sinne: hoch lebe der Essig!


@Hanna: Bin anscheinend nicht die einzige, die von der Cream so genervt ist ...
@Foodfreak: Ja, die Zutatenliste dieser Sirups ist bei einigen Sorten der helle Wahnsinn. Kommt mir auch nicht ins Haus.
@Balu: Im Zickzack ?ber beides ;-)


Einen richtig guten Essig kostet man auch gern pur. Die k?uflich erwerbliche Crema ist einfach nur mit Verdickungsmittel hergestellt und alles andere als sirupartig eingekochter Essig - der ja wiederum eine Delikatesse sein kann. Die ersten Balsamico-Cremes gingen in die Richtung, machten dann aber Platz f?r massenkompatible Billigware.

Auch meine Creme ist nat?rlich mit dem Verdickungsmittel Xanthan hergestellt worden. Schon der enthaltene Aceto Balsamico di Modena enth?lt neben Weinessig und Traubenmost den Farbstoff E150d und das Antioxidationsmittel Schwefeldioxid... Hinzu kommen Zucker, Glukosesirup, Dextrose, modifizierte St?rke und Milchzucker. F?r 215 ml habe ich knapp 6 Euro bezahlt.
Nochmal werde ich mir das ganze nicht kaufen - insbesondere, wenn es so einfach selber herzustellen ist, wie Du im anderen Artikel beschreibst.

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