Sie liegen meist fast ein Jahr gut versteckt in der Wohnung, doch zur Weihnachtszeit schlägt Ihre große Stunde: die Plätzchenausstecher werden hervorgeholt und dürfen endlich aktiv werden. Je nach Mode kommt der eine oder andere Ausstecher hinzu. Früher ließ ich mich dazu hinreißen, ganze Ausstecher-Pakete günstig zu kaufen. Doch im Laufe von mehr als 25 Jahren Keksebacken merkte ich, dass gerade die billige Keksausstecher ihre Tücken haben.

In den 70er-Jahren war es noch einfach: Damals war die größte Sorge von jungen Keksbäckern, ob sich die sorgfältig ausgestochenen Plätzchen auch vom Backblech lösen würden. Wir schreiben ungefähr das Jahr 7 vor Backpapier. Dieses Zittern und die Gewissheit, dass sicher wieder gerade eines der großen Plätzchen sich nicht lösen würde, nutzten später die Backpapier-Hersteller schamlos aus und machten uns klar, welche seelischen Qualen man Kindern ersparen kann, wenn man nur ihr Backpapier kauft. Um ganz ehrlich zu sein: Sie hatten Recht. Und so müssen Sie heute Backpapier kaum mehr bewerben (oder tun sie das doch?), denn kaum jemand würde den Sinn von Backpapier in Frage stellen.

Bei den Ausstechern war früher auch alles viel einfacher: Stern, Herz, Kreis, Tanne, Engel, Weihnachtsmann. Punkt. Wobei auch die kleinen Aussparungen von Tannen, Engeln und Weihnachtsmännern gern mal abrissen und mit dem Finger dann angedrückt wurden.

Heute ist das Angebot an Ausstechern schier unüberschaubar. Es gibt Ausstecher mit denen man Werkzeuge aussticht, Blumen in Hülle und Fülle, Besteck, das Brandenburger Tor oder den Eiffelturm und natürlich die ganzen Sammlungen mit Zahlen, Buchstaben und allerlei Formen. Doch gerade da steckt der Teufel im Detail: Zwar kann man sich über die Sammlung an Ausstechern zum kleinen Preis freuen, aber Freude hat man nicht viel damit: Gerade die Billig-Dinger haben oft kein akzentuierten Formen und manchmal fragt man sich selbst, was das denn nun darstellen soll. So geschehen bei mir mit den abgebildeten Formen. Ja, raten Sie mal ... Bei den fragwürdigen Formen handelt es sich meist um Formen, bei denen man den Keksen später beim Dekorieren erst die richtige Kontur verleiht. Und sie können auch mal raten, wie häufig man solche Formen verwendet ...

Bei den etwas teureren, extravaganten Formen bekommt man fürs Geld häufig eine bessere Qualität, etwa Edelstahl statt Weißblech und die Formen sind meist besser ausgestaltet. So gibt es pfiffig geschwungene Herzen oder hübsche Tannenbäume, die nicht so aussehen wie ein Viertklässler oder auch unbegabter Zeichner eine Tanne vielleicht malen würden.

Ich habe gestern einmal angefangen, zu schauen, was ich an Formen habe und war erstaunt, dass ich im letzten Jahr die großen Männchen-Ausstecher gekauft - sie aber aus Zeitmangel noch gar nicth benutzt hatte. Außerdem fand ich eine Frühlings-Tulpe, Osterhasen und Ostereier. Was ich aber vergeblich suchte: Elche. Ich hatte keinen Elch. Dem konnte durch den Dealer meines Vertrauens abgeholfen werden und ich trottete mit drei Elch-Ausstechern nach Hause. Die Weihnachtsbäckerei kann beginnen. Bleibt nur das Bangen, ob man die Beine auch heil gelöst bekommt. Da hilft nur ordentliches Kühlen des Teiges.

Besonders freue ich mich dieses Jahr über den großen Teddy-Ausstecher. Das werden Riesen-Kekse. Wichtig bei allen filigranen Formen oder bei Formen, bei denen nicht nur die Umrisse ausgestochen werden, sondern auch noch ein Muster in den Keks gedrückt wird: der Teig darf beim Backen nicht so stark aufgehen bzw. auseinander laufen. Mal schauen, dass ich demnächst mal einen klassischen Plätzchenteig präsentiere.

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