Seeluft schnuppern und Wein ernten - das geht in Deutschland nur im Hamburger Hafen! In dem nördlichen und niedrigen Weinanbaugebiet Deutschlands werden auf kleiner Fläche direkt vis-a-vis der Landungsbrücken im Hafen Rebstöcke der Sorten "Phönix" und "Regent" angebaut. Heute war Erntetag.

Für die Hamburger Medien war extra der Bürgerschaftspräsident Berndt Röder gekommen und griff selbst zur Gartenschere. Nur 50 Flaschen werden pro Jahr auf dem Weingut Currle in Stuttgart gekeltert. Diesmal werden die Trauben sogar per Luftfracht nach Baden-Württemberg gebracht.

Die Verbundenheit mit Stuttgart kommt nicht von ungefähr: Vor zwölf Jahren schenkte der "Pro Stuttgart - Verkehrsverein e.V." der Stadt die ersten Rebstöcke. Quasi als Dankeschön für die Gastfreundschaft, die das "Stuttgarter Weindorf" alljährlich auf dem Hamburger Rathausplatz genießt. Ehrensache, dass sich die Spezialisten aus dem Süden nach der Ernte um die weißen und blauen Trauben kümmern.

Wer den Wein probieren will, muss sich allerdings um die Stadt Hamburg bemühen. Nur wenige Gäste der Hamburger Bürgerschaft kommen in den Genuss des Weines. Gute Aussichten haben Leute, die zu Ehrenbürgern der Hansestadt ernannt werden. Von jedem Jahrgang lagert außerdem eine Flasche gut geschützt im Zimmer des Bürgerschaftspräsidenten. Auch wenn ich den Wein nicht probieren konnte: Die Trauben haben sehr gut geschmeckt. Ich machte mich schon auf ein eher säuerliches Geschmackserlebnis gefasst und wurde angenehm überrascht: In punkto Süße und Geschmack standen die leckeren Trauben den käuflich Erwerblichen auf dem Markt in nichts nach!

Aufgrund der Klimaerwärmung wird mittlerweile auch auf Sylt und in Mecklenburg-Vorpommern Wein angebaut. Bislang allerdings eher beachtet wegen seiner nördlichen Lage und nicht wegen seiner herausragenden Qualität.

Update 2010: Die gesamte Ernte an Weintrauben im Hamburger Hafen wurde gestolen.

Update 2013: Den Jahrgang 2013 wird es nicht geben. Die Trauben im Hamburger Hafen (Stintfang) fiel einem Pilz zum Opfer.